Ein
deutscher Fernsehklassiker stellt sich in Japan vor
Offizielles Maskottchen
des Deutschlandjahres ist „Die Maus“ aus der „Sendung
mit der Maus“ des WDR. Damit wird in Japan ein deutscher Fernsehklassiker
bekannt gemacht. Eine Reihe von weiteren Fernsehklassikern hat die Augsburger
Puppenkiste in den letzten zwanzig Jahren geschaffen. Darauf ist die
Ausstellung von „Deutsche Lebensart“ in dem Themenkomplex
„Kindheit in Deutschland“ eingegangen. Die Augsburger Puppenkiste
bekam einen besonderen Platz in der Ausstellung, denn mit den liebenswerten
Marionetten werden deutsche Kinder seit den 1950er Jahren groß.
Japan verfügt ebenfalls über eine lange Puppenspiel-Tradition.
Ähnlich wie in Deutschland laufen seit den 1950er Jahren Puppentheaterproduktionen
im japanischen Fernsehen. Daher haben die hölzernen Marionetten
für die japanischen Besucher nichts Befremdliches – im Gegenteil.
Die Fotoplakate zur Geschichte der Puppenkiste
Es besteht außerdem
eine schöne Verbindung zu den Heimatstädten der Organisatorinnen
der Veranstaltungen in Japan: Augsburg und Düsseldorf. Vor dem
2. Weltkrieg hatte der Gründer der Augsburger Puppenkiste, Walter
Oehmichen, als Schauspieler und Intendant selbst die deutsche Theaterszene
geprägt. Er lernte und spielte mit Größen wie dem bekannten
Mephisto-Darsteller Gustav Gründgens zusammen, wirkte an den Schauspielhäusern
in Düsseldorf und Neuss und war später Intendant am Theater
in Augsburg. Er gründete dort nach dem zweiten Weltkrieg mit seiner
Frau Rose das Marionettentheater in der Spitalgasse.
Für Veranstaltungen in Japan stellte die Augsburger Puppenkiste
zehn großformatige Bilder zu ihrer Geschichte zur Verfügung.
Dazu kam ein Album, das weitere Informationen zur Geschichte und zahlreiche
Fotos enthielt. Die Vorlagen für die Theateraufführungen und
TV-Produktionen der Augsburger Puppenkiste sind zu einem großen
Teil in Japan bereits bekannte deutsche Märchen und Kinderklassiker.
Eine japanische Version von Michael Endes Buch „Jim Knopf“
machte die Ausstellungsbesucher neugierig auf mehr. Michael Ende gehört
zu den beliebtesten Autoren in Japan und war zudem mit einer Japanerin
verheiratet. Auch die Tatsache, dass Urmels geistiger Vater, Max Kruse,
Sohn der weltbekannten Puppenmacherin Käthe Kruse ist, war für
viele Besucher ein interessanter Hintergrund. Otfried Preußler,
der Autor des Räuber Hotzenplotz, wurde aufgrund seiner Beliebtheit
in Japan vor einigen Jahren sogar zu einer Audienz beim japanischen
Kaiserpaar geladen (mehr zu deutschen
Kinderbuchautoren). Räuber Hotzenplotz gehört zum regelmäßigen
Repertoire des Marionetten-Theaters in Augsburg.
Das Team erstellte in Zusammenarbeit mit Kanako Yamada und Mariko Terao
einen Zusammenschnitt der Stadtführung des Puppenkisten-Kasperle
durch Augsburg mit japanischen Untertiteln. Mit freundlicher Unterstützung
der hrMEDIA Lizenz- und Verlagsgesellschaft mbH wurden außerdem
Ausschnitte aus den TV-Produktionen „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“,
„Jim Knopf und die wilde 13“ und „Urmel aus dem Eis“
gezeigt. Obwohl keine japanische Synchronfassung vorhanden war, hat
manch Besucher vier Folgen am Stück gesehen. Ein Beweis dafür,
dass die Geschichten der Augsburger Puppenkiste über alle Sprachgrenzen
hinweg verstanden und geliebt werden.