Urmel,
Jim Knopf, Räuber Hotzenplotz & die Augsburger Puppenkiste:
kleine Botschafter für Deutschland in Japan
Von Inseln
und Urzeitmonstern
Ein Großteil
der Stücke des Marionettentheaters der Augsburger Puppenkiste sind
Märchen (z.B. Der gestiefelte Kater, Rumpelstilzchen) und Stücke
einiger der wohl bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren: Michael Ende,
Max Kruse und Otfried Preußler (die Bücher sind in Deutschland
beim Thienemann Verlag erschienen). Einer der unter deutschen Kindern
beliebtesten Charaktere aus dem Repertoire der Augsburger Puppenkiste
ist das Urmel... ein kleiner Dinosaurier, der nach Jahrmillionen auf
einer kleinen Insel namens Titiwu aus dem Ei schlüpft. Damit ist
das Urmel Deutschlands eher harmlose Antwort auf Japans Urmonster Godzilla.
Ein nicht minder bekannter Marionettenheld ist Jim Knopf, der auf einer
kleinen Insel namens Lummerland aufwächst und zahlreiche Abenteuer
auf seinen Reisen bis nach China erlebt.
Deutsche
Kinderliteratur in Japan
Deutsche Märchen
als auch die Geschichten von Michael Ende, Max Kruse und Otfried Preußler
sind nicht nur in Deutschland sehr beliebt. Die Bücher wurden in
zahlreiche Sprachen übersetzt. Eine Auswahl wurde natürlich
auch ins Japanische übertragen: Jim Knopf (jap.: Jim Button), Momo
und Die Unendliche Geschichte von Michael Ende, der Räuber Hotzenplotz
von Otfried Preußler (jap.: Odorobo Hotsenpuroso) und das Urmel
(jap.: Urgon) von Max Kruse. Japanische Kinder konnten sich ohne Probleme
mit aus dem deutschen Kindertheater so bekannten Gestalten wie Kasperl
und Seppel in Räuber Hotzenplotz identifizieren.
Die Helden, die
Kindern das Lachen oder auch Gruseln lehren, ähneln sich in ihren
Wesenszügen auf der ganzen Welt: In deutschen Gewässern wohnt
Otfried Preußlers „Der kleine Wassermann“, in den
japanischen ein kleines Fabelwesen namens „Kappa“. Preußlers
„Die kleine Hexe“ ist für japanische Kinder eine kleine
Hexe namens Kiki – besonders bekannt durch Hayao Miyazakis Verfilmung
„Kiki`s Delivery Service“ bzw. Majo no Takkyubin“
(nach dem Buch von Eiko Kadono).
Die deutschen Kinderbuchautoren
bekamen und bekommen zu ihrer besonderen Freude sogar Fan-Post von Kindern
aus Japan. 1993 trifft gar die japanische Kaiserin den Autor von Räuber
Hotzenplotz, Otfried Preußler. Michael Ende verbindet noch mehr
mit Japan: Er reiste mehrmals nach Japan und heiratete 1989 Mariko Sato,
die bei der internationalen Jugendbibliothek in München arbeitete
und seine Bücher ins Japanische übersetzt hatte. Sie lebten
bis zu Michael Endes Tod 1995 gemeinsam in München. Auch Max Kruse
ist den ostasiatischen Kulturen sehr zugetan - er heiratete allerdings
eine chinesische Musikerin.
Max Kruse
und die Welt der Puppen und Kuscheltiere
Max Kruse ist nicht
nur ein berühmter Kinderbuchautor, sondern auch noch der Sohn von
Käthe Kruse, der bekannten Puppenschöpferin. Max Kruse kam
1921 in Bad Kösen an der Saale zu Welt (in der Nähe des durch
das Wirken Goethes und Schillers bekannten Weimar). Seine Mutter baute
in Bad Kösen die Werkstatt für ihre Puppenkreationen auf.
Noch heute kann man die frühen Puppenschöpfungen der Käthe
Kruse in einem Puppenmuseum besichtigen. Durch den Krieg, die anschließende
Teilung Deutschlands und drohende Enteignung, konnte die Puppenproduktion
allerdings nicht in Bad Kösen fortgesetzt werden und wurde nach
Westdeutschland transferiert (nach Donauwörth). Max Kruse half
seiner Mutter beim Neuaufbau des Betriebs. Bis heute sind Käthe-Kruse-Puppen
ein Synonym für hochqualitatives Spielzeug aus Deutschland. In
den in Bad Kösen zurückgebliebenen Fertigungsstätten
spezialisierte man sich auf Kuscheltiere, die durch ihre naturgetreue
Darstellung hervorstechen. Nach dem Fall der Mauer konnten sich die
Kösener Kuscheltiere schnell in ganz Deutschland etablieren, so
dass Bad Kösen bereits zwei bekannte deutsche Spielzeugmarken hervorgebracht
hat.