Spezial:
Internationaler
Austausch im Bereich Handwerk
Das deutsche Handwerk
genießt im Ausland einen ausgezeichneten Ruf. Deutsche Bierbrauer
sind beispielsweise seit langer Zeit gefragte Experten, wenn es um den
Aufbau von Brauereien im Ausland geht. Daher lassen sich auch nach wie
vor Bierbrauer aus aller Welt in Deutschland ausbilden. Ein Beispiel:
Ende der 80er Jahre wurde mit deutscher Unterstützung eine Brauereischule
in der chinesischen Stadt Wuhan gegründet, in der seitdem auf Grundlage
des deutschen dualen Berufsausbildungssystems ausgebildet wird. Diese
Art von Austausch hat Tradition: bereits Anfang des 20. Jahrhunderts
wurden in China Brauereien nach deutschem Vorbild errichtet. Auch in
Japan begann zur gleichen Zeit die Kunst des Bierbrauens mit deutscher
Unterstützung.
Gerade auch Deutschland
und Japan verbindet eine ganz besondere Beziehung im Austausch auf dem
Gebiet Handwerk. Die sich für internationale Personalentwicklung
einsetzende Organisation InWEnt bietet daher seit 1998 eine verkürzte
Berufsausbildung in Handwerksberufen für Japaner an. Mittlerweile
haben über 90 Japaner die Möglichkeit wahrgenommen und ein
Handwerk in Deutschland erlernt. Beliebt sind Berufe wie Bäcker,
Konditor, Metzger Florist, Orthopädieschuhmacher, Tischler oder
auch Instrumentenbauer (mehr).
Mit ihrer Ausbildung bringen die jungen Japaner neue Techniken mit in
ihr Heimatland und meist gelingt es ihnen sehr schnell, die Produkte
nach deutschem Vorbild in Japan zu vermarkten. Der Austausch zwischen
Deutschland und Japan geht bis in die Zeit der Meiji-Restauration zurück
(mehr in der Rubrik "deutsch-japanische Beziehungen").
Selbst deutsche
Kriegsgefangene übten in der Zeit des ersten Weltkriegs nachhaltigen
Einfluss auf Japan aus. Fast 5000 deutsche Soldaten saßen in den
japanischen Gefangenenlagern. Ihnen wurden jedoch zahlreiche Privilegien
zugestanden und zwischen Wächtern und Gefangenen bildete sich nicht
selten eine Freundschaft heraus. Die Gefangenen versuchten sich ihren
Lageralltag mit diversen Freizeitaktivitäten zu verkürzen.
Viele begannen ihren ursprünglichen berufen nachzugehen: So gab
es Bäcker, Bierbrauer, Drucker, Schuster. Man machte Musik oder
Sport. So wurde Beethovens 9. Symphonie das erste Mal auf japanischem
Boden gespielt und gilt heute fast als zweite Nationalhymne Japans.
Noch heute gibt es an dem Ort eines der Gefangenenlager ein Deutsches
Haus. Ein Japananer machte dort eine kleine Bäckerei auf, nachdem
er von einem deutschen Bäckermeister gelernt hatte. Die Bäckerei
wird mittlerweile in der dritten Generation geführt. Mitte 2006
wird ein Film, der das Leben der deutschen Kriegsgefangenen im Lager
nachzeichnet, in Japan und Deutschland in die Kinos kommen.